bildung.

In welche Beziehung bringen wir Klima Kunst und Bildung?

Stefanie Johns

»Der Zukunftsbezug des pädagogischen Handelns hat also zur Konsequenz,dass die dafür notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten sich auch noch unter heute weitgehend unbekannten Bedingungen bewähren müssen.« Koller 2021, 12f

War zunächst lange Zeit die Rede vom Klimawandel, haben die Begriffe der Klimakrise und Klimakatastrophe an Bedeutung gewonnen, um auf die damit einhergehende existentielle Bedrohung aufmerksam zu machen. Die Komplexität der Klimakrise fordert heraus, da sie oft als zu groß für unsere Wahrnehmung beschrieben wird.1 Diese Relation manifestiert sich in einem geringen oder gänzlich fehlenden Klimabewusstsein. Dieses zu bilden und damit gesellschaftliches, politisches wie eigenes Handeln zu ermöglichen und zu reflektieren, zeigt sich als Grundbedingung eines gemeinsamen Gefühls des Being-With-Earth (Latour 2018) – einer rettenden Haltung für die Zukunft der aktuellen und nächsten Generationen. Klimaprotest und Klimaaktivismus vermitteln, dass die von den Folgen der Klimakrise stärker Betroffenen durch Protest und Aktion dafür sensibilisieren wollen – sie wollen unsere Zukunft sichern. Bildungstheoretisch perspektiviert benötigt die Entwicklung eines veränderten Bewusstseins für die Folgen der Klimakrise eine Transformation, die durch etwas angeregt werden kann. Wir setzen aus kunstpädagogischer Perspektive am Potential von Kunst an, Wahrnehmungsverschie­bungen zu ermöglichen. In diesem Sinne agiere Kunst, wie Gesa Ziemer herausstellt, »ohne Scheu vor direkten gesellschaftlichen Interventionen, Konsequenzen und auch Verantwortungen«.2

Damit sich Schnittstellen zwischen Akteur*innen und Kunst bilden können, arbeiten wir im Kontext von KLIMA. KUNST. BILDUNG. mit kunstbasierten responsiven Settings, die gemeinsame Begegnungen in räumlichen Szenarien anbieten.

Die Klimakrise betrifft die Erde im Ganzen und damit auch uns als Gesellschaft. Sie erfordert, krisenbildende Zusammenhänge zu verstehen. Damit wird nach Bildungskonzepten, Möglichkeiten der Teilhabe und Entwürfen von Zukunft gefragt, die uns befähigen, Transformation und Wandel anzustoßen. Das Wissen über die Klimakrise muss vielfältig zur Anwendung und Reflexion kommen. Dies fordert Wissensformen, die uns befähigen, Wissensbestände zu integrieren und zu vernetzen, um diese sinnhaft weitergeben zu können.3 Kunstpädagogische Zugänge, die erfahrungsbasiert, situativ und gemeinschaftsbildend Impulse zur Reflexion hervorbringen, sehen wir als Ansatz einer kunstbasierten Klimabildung.


Literatur

Haberkorn, Tobias (2018): Klimawandel: Die Sintflut kommt. Die Zeit, Abschn. Kultur. https://www.zeit.de/kultur/2018-10/klimawandel-schuld-anerkennung-klimakrieg-weltklimakonferenz. [10.07.2023].
Koller, Hans-Christoph (2021): Grundbegriffe, Theorien und Methoden der Erziehungswissenschaft. Eine Einführung. 9. Aufl. Stuttgart: Kohlhammer.
Latour, Bruno (2018): Das terrestrische Manifest. Deutsche Erstausgabe. Berlin: Suhrkamp.
Liebsch, Katharina (2016): Theorie und Praxis. In: Scherr, Albert (Hg.): Soziologische Basics. Eine Einführung für pädagogische und soziale Berufe. 3., erw. u. akt. Aufl. Wiesbaden: Springer VS, 291–198.
Ziemer, Gesa (2019): Ein weißes Pferd. Kunst im Reallabor Stadt. www.kunstforum.de. 2019. https://www.kunstforum.de/artikel/ein-weisses-pferd/ [10.07.2023].


Zitation

Johns, Stefanie (2023). Bildung. In welche Beziehung bringen wir Klima Kunst und Bildung? KLIMA. KUNST. BILDUNG., herausgegeben von Kirsten Winderlich und Stefanie Johns. https://klimakunstbildung.com/bildung

Fußnoten

  1. Vgl. Haberkorn 2018, o. S.
  2. Ziemer 2019, o. S.
  3. Liebsch 2016, 292.